Wie wohl fühlt sich ein Schlittenhund eingespannt?

Das optische Ausdrucksverhalten der Hunde ist für einen Musher von grosser Bedeutung. Nichts sagt über einen Hund mehr aus als das, was wir im Moment sehen. So gehört die Deutung des Ausdrucksverhaltens eines Schlittenhundes zum Handwerk eines jeden Mushers.

Es gibt verschiedene Situationen, warum dies in einem Training oder an einem Rennen sehr wichtig werden kann. Ein Grund dafür ist zum Beispiel, dass wir dadurch heikle Situationen vermeiden können. Ist der Hund eingespannt, kann an der ganzen Körperhaltung sowie an der Haltung der Mimik, der Ohrenstellung, des Kopfes, der Haltung und Bewegung der Rute abgelesen werden, in welcher Stimmung er sich befindet und was von ihm als nächstes erwartet werden kann. Es ist jedoch immer das gesamte Bild vom Hund, welches uns Auskunft über dessen Stimmung gibt. Einzelsignale können fehlinterpretiert werden.

Hat ein Musher Mühe, diese Verhalten zu interpretieren, bekommt er auch keine Auskunft über die Motivation des Hundes sowie seiner Verhaltensbereitschaft. Ein Hund spricht immer mit seinem Körper. Paul Watzlawick drückt es folgendermassen aus: «Man kann nicht nicht kommunizieren». Dies ist die Grundlage für die Beziehung von Mensch und Tier. Manchmal werden optische Signale vom Hund nur für einen Bruchteil einer Sekunde angezeigt. Sie müssen also sehr schnell wahrgenommen und interpretiert werden.

Da gerade Hounds sich sehr differenziert ausdrücken können (natürlich weniger als der Stammvater Wolf, jedoch mehr als gewisse Rassezuchten, bei denen das viele Fell oder die Körperhaltung durch Fehlstellungen die Interpretation erschwert), ist es in jedem Training interessant, was sie uns sagen wollen. Durch die Hängeohren sind seine Signale leicht erschwert, doch wer genau hinschaut, kann deutlich verschiedene Stellungen während einer Trainingsfahrt erkennen. Da wir die Hunde nur von hinten oder leicht seitlich beobachten können, ist für uns die Kopfstellung sowie der Laufstil und die Stellung der Rute wichtig, um Stimmungen ablesen zu können. Wenn ein Hound rennt, so ist sein Rute meist in einer lockeren bogenförmig herabhängenden Stellung. Seine Belastung ist gleichermassen auf alle vier Beine verteilt. Wird der Kopf während dem rennen angehoben, kann es sein, dass der Hund versucht, mehr Luft in seinen Rachen zu bekommen, um den Körper besser kühlen zu können. In einem solchen Fall sollte sehr schnell reagiert werden, um einer allfälligen Überhitzung entgegenzuwirken.

Entdeckt der Hund unterwegs etwas interessantes, wirkt er plötzlich angespannter und richtet seinen Blick auf das, was sein Interesse geweckt hat. Handelt es sich um einen Leader (Leithund), kann es manchmal sehr hilfreich sein, die Körperhaltung des Hundes schnell zu interpretieren, um die Situation im Griff halten zu können und allenfalls rechtzeitig darauf zu reagieren.

Wird der Hund eingespannt, wird sein Abstand zu seinem Sozialpartner verringert. Verknüpft er dies als etwas Positives, kommt er in die sozio-positive Verhaltensweise. Dies wird als Gleichhandlung von Individuen einer Gruppe oder als Mach-mit-Verhalten bezeichnet. Diese Verhaltensweisen haben einen gruppenbindenen Charakter. Ist der Hundekörper jedoch zusammengeschoben, um sich klein zu machen, zeigt er Unbehagen oder sogar Angst, welches ihm freudiges Laufen im Team verunmöglicht. Beim Hound ist die soziale Aufgeschlossenheit ganz wichtig, da die Leistung nur im Team vollbracht werden kann; d.h. sie müssen mit anderen Hunden problemlos zurechtkommen, um ihr gesamtes Potential ausschöpfen zu können - auch, da es in der Gruppe häufig zu Änderungen kommt und sie sich immer wieder neu orientieren müssen; ein grosses Paket an Geborgenheitsgarnitur erleichtert es unseren Hunden, sich wohl zu fühlen.

Daher ist es doch enorm wichtig, dass wir uns immer wieder darin schulen, die Körpersprache unserer Hunde lesen zu können. Es ist einem Schlittenhundeteam anzusehen, ob es motiviert und harmonisch rennt. Schon George Attla erwähnte 1994 in einem Interview, dass sein Vorteil gegenüber der Konkurrenz von Beginn der Karriere weg seine Gabe war, die Hunde zu lesen und zu sehen, wie sie sich fühlen. Nicht weniger wichtig ist jedoch, dass auch wir als Musher uns dem Hund gegenüber eindeutig ausdrücken. Wir erleichtern es unseren Hunden, uns besser zu verstehen.