Hallo Luzi, hallo Sonja, hallo Ueli Fritz, wir sind das Eukanuba-Swiss-Team, sind wir doch?

klar fühle ich mich nach Konsultation des vergilbten Canadian-Houndteam-Fotos und des über den Link einsehbaren Aufsatzes angesprochen, ein kleiner Wicht in mir drin sagt: schweig, das gibt Ärger! und ein anderer sagt: schreib, das macht Spass! Also schreibe ich.

Jagenau, zu vorgerückter Stunde haben wir beiden Uelis gelästert über den just wahrgenommenen nächsten Überläufer, Ettore, ein Ticinese Musher-Urgestein, das jahrelang mit dem eigensinnigen Charakter der Sibirier gekämpft hat auf der Piste und nebendran, mammamia, abends Bier saufend, ein Loosertyp, herzensgut, ein rassenreines Original, vielleicht halt nun in der Midlife-Schlappohrenoderdingsdakrise... (PS: oft beobachtet, dass nach dem Wechsel der Frau dann auch der Wechsel..... äääääh.....zzz)

Das Hound-, oder Schlappohren-Thema als zitatgeschwängerte Toleranzphilosophievorlesung zu gestalten ist eine kreative Variante, aber sorry Luzi, ich lass mich nicht erwischen! Denn wenn einer tolerant ist im Universum der Tierhalter, dann bin ich es, als glühender Verfechter des radikalen Konstruktivismus (im Wikipedia bestens erklärt) gibt es für mich keine Wahrheit, alles ist Konstruktion, Kommunikation ist Strategie, es gibt sie nicht, DIE Welt, ich konstruiere sie und übernehme meine volle Verantwortung für diese meine Konstruktion.

Geschichte ist, mit dieser Sichtweise betrachtet, eine Konstruktion aus ausgewählten Fakten der Vergangenheit, mit einer bestimmten strategischen Absicht, die wir in der Gegenwart verfolgen. Und um Geschichte geht es, wenn unsere bösen Kommentare und bissigen Bemerkungen zu Hounds und Schlappohren fallen. Und wir wollen unsere gegenwärtige Position festigen. Mit Intoleranz hat das überhaupt nichts zu tun. Von mir aus kann doch jeder und jede alles vor ein Dings spannen, so lange das Mensch UND Tier Spass macht, kein Problem! Und jedem Normalsterblichen wird wohl beim Zuschauen auffallen, dass alle unsere Hundeviecher und ihre stolzen Fütterer, Trainer oder Leaser (neulich in Arosa gelernt: never change a leasing team:) Spass an der Sache haben.

Lasst uns, liebe Hound-Musher, jedoch bitte weiter lästern! Bitte, seid so tolerant und lasst uns diesen Spass! Wir, die Hardcore- Zurückgebliebenen Stehohren-Reinrässeler konstruieren eben unsere Geschichte so, dass wir unsere Gegenwart weiterhin ertragen: Stellt Euch mal vor, was wir alles auf uns nehmen, nur um unsere Leidenschaft rechtzufertigen für den direkten, zugegeben etwas verzüchteten Nachkomme des nordischen Arbeits-Spitzhundes.

Wir sind nicht ganz Hugo!

Das sieht jeder Zuschauer, der genau hinschaut, wenn zuerst ein Houndteam eingespannt und gestartet wird, anschliessend dasselbe mit einem Sammy-, Siberian Husky-, Gröni- oder Malamutenteam gemacht wird: Die Hounds kannst Du in einem Schafszaun als Rudel frei rumtänzeln bzw. artig artspezifisch artgerecht spielen lassen, dann sagst Du was Weniges, und sie stehen ein, lassen sich anschnallen, und hopp, hochmotiviert gehts los. Wir sind unter uns, peinlich peinlich: schau doch mal, wie lange ich brauche, um meinem Wuffel von der dicken Kette weg das Geschirr anzuziehen! Und bis sie dann auf Touren kommen, shit und soo langsam! Nach wievielen Jahren? Bestens hochschulabsolviert verhaltenstherapeutisch geschult, gewaschen mit allen skinnerschen Tricks.... Noch Fragen?

Wir Uelis sind eben nicht ganz Hugo, denn wir schreiben die Geschichte so: Vor langer langer Zeit gab es im Norden Menschen, die wahrscheinlich den Hund fürs Ziehen von Schlitten gezüchtet haben, den Sammy zusätzlich fürs Treiben von Rentieren. Meine Ersthundegeschichte ist damals, als ich einen Hund aus den vielen möglichen Rassen von Pekinese bis dänischer Dogge auswählte, auf diese Geschichte gestossen und ich habe gewählt. Einen Schneehund habe ich gewählt, einer, der ohne pink oder hellgrün-Mänteli bei Minus 20 mitkommt auf 3200 müM, oder von Niederwald nach Oberwald 20 km am Stück und zurück auf der Langlaufloipe.

Nun sind es zwölf.

Zwölf Schneehund-Schlittenhunde.

Jack London habe ich dann auch noch gelesen, poah, so ein Typ werde ich nun. Dann noch ein paar andere Dinge, es geht die Legende, dass in ganz Amerika alles, was bellte und vier Beine hatte, für die Goldsuche eingesammelt wurde und dort oben dann das grosse Hundeelend grassierte, es sei ganz verreckt unromantisch gewesen gibt man heute, nach der Sichtung nicht-Jack-Londonscher Fakten zu, für Mensch UND Hund; zum Sonntagsvergnügen der elend versoffen-frierenden Gesellschaftsrandfiguren seien Wettkämpfe mit Wetteinsätzen veranstaltet worden, worauf man festgestellt habe, dass gewisse Hundemischungen verdammt schnell, die Malamutes verdammt stark waren, andere sehr kälterobust aber weniger stark oder schnell usw., alles ziemlich weit unten auf der Maslovschen Pyramide, aus heutiger Sicht eine masslose Sauerei auf Kosten der Tiere, es ging schliesslich um Gold.

Soviel zum von Dir Luzi ausgewählten Schwarzweissbild.

Zurück zur Toleranz: Lass uns Uelis weiterlästern! Wir zahlen und administrieren uns dumm, mit Zwingername, Zwingernamengebühr, Wesensprüfung, Wesensprüfungsgebühr, Augenuntersuchung, Augenuntersuchungsrechnung, HD-Prüfung, HD-Prüfungsrechnung, Deckanzeige, Deckanzeigegebühr, Wurfanzeige, Wurfgebühr, Besitzerwechselanzeige, Besitzerwechselgebühr, SKG- SKNH- Vereinsmitgliederbeitragsmärkli, -Standards, -Labels, - Zwingerkontrolle und -Gebühr. Wir ärgern uns über Zucht-Ideologien und "-Wahrheiten" ("die Norweger Sammies haben Augenprobleme"), Rufmorden ("der trainiert seine Sammies zusammen mit Huskies, pass auf, die sind nach einer Saison durch"), mafiosen Stammbaumpschissen, Importstories, Hinterherrassenreindeklarationen, Rassestandard-Interpretationen, wir glauben an unsere Podestplätze und Ranglisten, reicht die Aufzählung? Nicht ganz Hugo.

Wir nicht ganz Hugo-Uelis haben, ich bin seit April 1989 in der Szene, miterlebt, wie sie alle noch gestern gegen die Schlappohris gelästert haben, und heute dann gegangen sind, weg aus diesem schizophrenen Hochpreis-Segment, weg von diesen störrischen Nordischen. Sagte doch eine Überläuferin (nach Beziehungswechsel, notabene): "ich will es einfach nochmals wissen! Ob ICH alles falsch gemacht habe, oder ob es an den Hunden liegt!" Jeder, aber auch jeder und jede dieser ÜberläuferInnen hat die Geschichte neu konstruiert. Das ist doch zum Lästern lustig!

Lieber Luzi, lass uns doch wenigstens diesen Spass: Zu lästern, dass der Paulus zum Saulus geworden ist, die Pauline zur Sauline! Und lass uns unseren letzten Strohhalm, an welchen wir unsere Unvernunft klammern: wir glauben daran, dass wir, nur wir, die Vertreter der Reinrassigen, die richtigen Schlittenhündeler sind! Die Schlittenhundeführer. Ihr seid die Hundeschlittenführer. Ihr spannt einen Hund vor das Ding. Wir spannen das Ding hinter einen alten nordischen Schneehund-Schlittenhund. Lasst uns doch diese Konstruktion. Sie tut uns gut. Kein Problem, bemitleidet uns tolerant-grosszügig, Ihr habt sie hinter Euch gebracht, die Geschichte der Illusion über die alten Nordischen, sturen, verzüchteten, sowieso nicht mehr reinrassigen dickfelligen wärmeanfälligen HD- und augengeschädigten Walt Disney-Kreaturen, die Illusion über das romantisierte pseudo-sibirische Kunstprodukt der zwangsneurotisch verreglementierten helvetischen, europäischen, ja globalen Hundevereinskultur. Ich gratuliere zu dieser Befreiung und gebe zu, dass ich hoffnungslos meiner Geschichtskonstruktion verfallen bin, sowieso nach meinem Sammy-Wurf für weitere ca. 15 Jahre alles dransetzen werde, diese Wahrheit des Schneehund-Schlittenhundes aufrechtzuerhalten, wenns anders nicht geht mit Schlappohrgeläster, auf Eure Kosten. Voll intolerant!

Lasst uns mit den Augen weiterzwinkern und den Schwänzen weiterwedeln, ist doch alles hund, oder?

im EUKANUBA-SWISS-TEAM