Die besten Lehrmeister in meinem Leben

Die besten Lehrmeister in meinem Leben sind meine Schlittenhunde. Ganz konkret zum Beispiel, wenn es um den Schlittenhundesport geht, aber auch viel tiefergehend: mit der Vielfältigkeit an Charakteren in einer solchen Gemeinschaft, ihrem souveränen Umgang untereinander und nicht zuletzt beim Thema Sterben habe ich viel von ihnen lernen können. Sie arbeiten zusammen, unterstützen sich, wenn etwas zu klären ist und haben offenbar verschiedene Verantwortungsbereiche.

Allzugerne erzähle ich von ihnen – und ernte manches Mal verwunderte Blicke, wenn ich Geschichte an Geschichte reihe. Da ist zum Beispiel Smilla, die bei mir auf die Welt kam, die ich nach der Geburt aufpäppeln musste, damit sie überleben konnte. Sie signalisierte mir sehr schnell, dass sie meine Gesellschaft den anderen Hunden deutlich vorzieht. Gefällt mir das? Bestimmt, aber nicht nur. Denn es ist gar nicht so einfach, einem eigensinnigen kleinen Schlittenhund zu erklären, dass ich gerne ohne sie auf dem Sofa entspannt ein Buch lesen möchte oder ganz und gar kein Verständnis habe, wenn sie selbstüberzogen in mein frischgemachtes Bett kriecht

Ein Rudel zu halten war schon immer mein Traum. Meine Hunde zeigen mir, was es heisst, diesen Traum zu leben. Doch wer hält eigentlich wen?

Da ist zum Beispiel Malik, der mich fordert. Der Zaun ist neu gebaut, sicher verankert – denkste. Da klettert er doch einfach drüber hinweg, um schnell einer Katze hinterherzurennen.

Das Spielzeug ist sorgsam vor den Jüngsten im Rudel versteckt, die Schweineohren versorgt? Ein paar Tage vielleicht. So lerne ich immer wieder, mich auf sie einzustellen und Grenzen zu setzen. So manche Schwierigkeiten haben wir schon bewältigt, Problemzonen analysiert, Beharrlichkeiten trainiert und immer wieder mal denke ich: einatmen, Kopf hoch, dranbleiben und 100 Mal dasselbe wiederholen. Kein Problem, wenn die Musherin gelassen und von Zeitdruck frei ist. Aber wehe, wenn ein Termin ruft, dann versuchen sie es wieder auf ihre Art und Weise. Das ist das Los einer Hobbymusherin, die im Alltag auch noch arbeiten muss. Apropos Beharrlichkeit: acht Hunde lassen sich dirigieren, nur eine nicht, es ist Trisha, die ihre eigenen Wege geht.

Wer hält hier eigentlich wen?

Die erste Hundegeburt steht ins Haus, freudige Erwartung. Trisha macht es gut, wer hätte das gedacht. Die Aufzucht der Jungen. Geduld, Rhythmus, Verbundenheit und immer wieder Wunder. Es folgt eine weitere Geburt – Lebensfreude pur.

Runa, Nachwuchs aus dem ersten Wurf benimmt sich manchmal wie eine Ziege. Sie meckert und reagiert schnell einmal empfindlich. Geht dadurch nie vergessen.

Und da ist Levik, er hat eine Ausnahmerolle, im Rudel ist er der unangefochtene Chef. Er tut dafür gar nicht viel, er wirkt einfach nur. Niemand macht ihm den Platz streitig. Lange Jahre bleibt diese souverände Ausstrahlung, dann fordert das Alter Tribut. Diskussionen vor jeder Entscheidung, soll Levik mit seinem Gebrechen noch weiterleben? Levik will nicht aufgeben. Er behält seine Lebensfreude und lässt sich nichts anmerken. Zu sehen, wie sich sein Gangwerk verändert, zerreisst mir manchmal fast das Herz.

Dann ist da der Pan, er hat keine wirklichen Freunde im Rudel, passt immer auf und verpetzt die anderen. Er hat Schlimmes erlebt, als er noch nicht in diesem Rudel war.

Oya und Selun bilden das neue Blauäugerduo. Ihr Wesen ist sanft und gutmütig, so wie es von Hounds erwartet wird. Sie sind einfacher im Umgang wie die meisten Hunde, welche bis jetzt mein Zusammenleben bestimmten.

Etwas, was man von Sava, der distanzierten Norwegerin nicht behaupten kann. Sie entscheidet oft selber, was für sie Sinn macht und gibt sich nur vertrauten Menschen gegenüber offen und anschmiegsam.

Das sind die Hunde, die bei mir leben und die mir sehr am Herzen liegen. Sie geniessen ihrerseits den Nutzen und die Verbundenheit zu uns Menschen. Sie schenken mir viele beglückende Momente. Längst wissen wir doch, dass Hundehaltung über Spazierengehen, Fell kraulen und Bällchenwerfen hinausgeht. Sie wirken, wie viele andere Tiere auch, therapeutisch und heilsam. So sind sie auch mit Respekt und Achtung würdevoll zu behandeln.