Mush with P.R.I.D.E. — Sozialisation und Erziehung

Jedes soziale Lebewesen benötigt eine sinnvolle Aufgabe. Gute Ernährung und Unterbringung allein reichen nicht aus. Für das Wohlbefinden des Hundes ist es wichtig, verschiedenartige Tätigkeiten ausführen zu dürfen. Je differenzierter diese Aufgaben sind, desto eher wird der Schlittenhund bereit sein, auf das eigentliche Training zu reagieren.

Leichtes Sommertraining wie freebiking, freilaufen, wandern und schwimmen bringen Mensch und Hund zusammen und erleichtern den ernsthaften Trainingsbeginn im Herbst. Ein paar Tage im Haus, und der Hund lernt spielerisch die verschiedenen Geräusche und Gerüche kennen. Einfache Befehle wie "Platz" und "Sitz" erleichtern dem Hund später das Erlernen anderer Kommandos. Egal, welche Aktivität man mit seinem Hund unternimmt, jede stärkt das Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Das Wichtigste: den Hund nach jeder richtigen Übung ordentlich und ausgiebig loben und gemeinsam Freude an der Sache haben.

Die Erziehung des Hundes muss nicht jeden Tag im Jahr stattfinden. Viele grundlegende Dinge bekommt der Hund in seiner Jugendzeit beigebracht. Daher nachfolgend einige der wichtigsten Entwicklungsstufen:

1. — 3. Woche: In den ersten Lebenswochen sollte jeder Welpe mehrmals am Tag angefasst und gestreichelt werden. Streicheln, kuscheln und leises Reden schaffen Vertrauen schon vom ersten Tag an.

3. — 6. Woche: Das Spielen und der vertraute Kontakt mit Menschen sind in dieser Phase besonders wichtig.

6. — 12. Woche: Jetzt werden die Grundlagen im Verhältnis Hund-Mensch weiter ausgebaut. Die jungen Hunde sollen nun auf ihren Namen reagieren. Auf Spaziergängen kann ihnen das Entfernen und Zurückkommen spielerisch beigebracht werden. Sie werden mit Wasser, unebenem Gelände und Hindernissen, ebenso wie mit Strassenlärm und dem Vorhandensein fremder Menschen vertraut gemacht. Ein gehorsamer älterer Hund kann als «Vorbild» bei diesen Spaziergängen mitgenommen werden. Die Dauer der Spaziergänge kann zwischen 15 Minuten und 2 Stunden liegen. Eine Überforderung ist selbstverständlich zu vermeiden.

Je nach Reife kann langsam begonnen werden, den jungen Hund spielerisch an sein späteres Leben als Schlittenhund heranzuführen. Sehr kurze Distanzen werden mit Zweier- bis Sechser-Teams zurückgelegt. Jetzt lernen die jungen Hunde am leichtesten das ABC ihrer Bestimmung: im Team laufen, sich dabei nicht verwickeln, nicht in Geschirre und Zugleinen beissen, sauber überholen, Kommandos befolgen und einige Dinge mehr. Auch hier vermittelt ein älterer Hund, neben den jungen Hund gespannt, das Gefühl von Sicherheit. Die ersten Übungsläufe sind die schwierigsten und jede negative Erfahrung ist zu vermeiden. Lob und Spass stehen wieder an erster Stelle.

Wenn ein Hund ein Jahr alt ist, hat er in der Regel seine Körpergrösse erreicht. Je nach Zuchtrichtung und Rasse kann er jedoch noch bis zum Alter von 2½ Jahren an Substanz und Muskulatur hinzugewinnen. Die Hunde sehen zwar wie erwachsene Hunde aus, sind jedoch mental noch nicht ausgereift und müssen noch Erfahrungen sammeln.

Jede Erfahrung, die ein junger Hund gemacht hat, prägt ihn für sein späteres Leben. In der Jugend sind die Hunde bereit, alles zu lernen. Hier Versäumtes kann später nur schwer nachgeholt werden. Je mehr Zeit und Arbeit man in dieser Periode seinen Hunden widmet, desto grösser ist später das Vertrauen, die Selbstsicherheit und die Begeisterung alles zu geben.

Vor Augen halten sollte man sich stets, dass der Hund nur die Handlungen ausführt, die ihm angeboren sind oder die ihm durch Übungen beigebracht wurden. Ein Hund macht nie Fehler: Der Trainer hat Fehler gemacht, wenn der Hund Kommandos nicht befolgt oder Handlungen ausführt, die unerwünscht sind. Unerwünschte Lerneffekte sollten vermieden werden: wenn man das Überholen üben will, ist es unsinnig, bei jedem Hundeteam anzuhalten und mit dem Musherkollegen einige Worte zu wechseln. Junge Hunde, die vielleicht vor Aufregung in Geschirre oder Zugleine beissen, sollten zuletzt eingespannt werden, so dass sie gar nicht in die Verlegenheit kommen, aus Aufregung oder Langeweile das Material zu testen.

Die Hunde sind glücklich, wenn sie ihre Sache gut gemacht haben. Es liegt in der Verantwortung des Mushers, die Situation so zu gestalten, dass die Hunde ihre Sache gut machen können. In Alaska, der Wiege des Schlittenhundesports, heisst es nicht umsonst: Keep your dogs happy!